16. Oktober 2015

Klaus Leisinger am UN Summit für Nachhaltige Entwicklung (New York September 2015)

Laudate omnes gentes

Am 25. September 2015 war ein Tag, der in die Geschichte eingehen wird: Über 150 Staats- und Regierungschefs haben heute die 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung in Kraft gesetzt. Papst Franciscus eröffnete die historische Sitzung und sprach im Sinne von Laudato Si vor der größten UN Generalversammlung je über die Würde des Menschen: Es gehöre zu unserer Würde, unseren nachfolgenden Generationen eine gerechtere und ökologisch intakte Welt zu überlassen. Die moralische Autorität des Papstes gibt dem Auftakt der Gespräche zur 2030 Agenda den angemessenen Rahmen.

Die Überwindung sozialer Ungerechtigkeiten stand neben den ökologischen Problemen im Vordergrund seiner Rede. In seiner Rede zur Generalversammlung wies er darauf hin, dass angesichts der heutigen ökologischen, sozialen und Flüchtlings-Probleme nie zuvor die Notwendigkeit eines moralischen Innehaltens und der Reflektion so groß war wie heute. Die Agenda 2030 ist als strukturelle Weichenstellung eine letzte Chance für uns und unsere Kinder. Der Mensch, so sagte er, ist Teil der Schöpfung und was er der Schöpfung antut, tut er letztlich sich selbst an – die Ärmsten der Welt leiden dabei am meisten und ihr Leiden ist unsichtbar. Er sprach „für diejenigen, deren Stimme hier nicht gehört werden kann“. Der Eindruck, den er hinterließ war immens, die Bescheidenheit und Demut seines Auftritts berührend.

In seiner kurzen Rede zuvor zu den Angestellten der UNO (und er lud auch die Putzfrauen, Köche und Security Leute ein) mahnte er „Be close to one another, respect one another, work for not only for peace but in peace work, work not only for justice but in a spirit of justice“! Am Ende dieser kurzen Ansprache sagte er „Pray for me!“ und dann lachte er und sagte „And I say to those who are not believers: just wish me well.“

Die 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung ist das erste UN Dokument, das das Ergebnis einer breiten Vernehmlassung ist: Zehntausende Experten, tausende Vertreter der Politik, des Geschäftslebens und der Zivilgesellschaft haben über drei Jahre an der gemeinsamen Agenda gearbeitet. Nie zuvor war das zu beschließende Dokument vor der eigentlichen Versammlung fertig, meist wurde bis zum letzten Augenblick gefeilt, verhandelt, verändert – dieses Mal war das Dokument ohne offene Klammern sechs Wochen vor der eigentlichen Entscheidungssitzung fertig. Die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, das Kernstück der 20130 Agenda, stellt quasi eine weltinnenpolitische Verfassung der Vereinten Nationen dar.

17 Ziele für die Nachhaltige Entwicklung

UN Summit

Die 17 Ziele und 169 Unterziele ersetzen die bisherigen Millenniums-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals) der Vereinten Nationen. Statt den Fokus ausschliesslich auf Armutsbekämpfung zu richten, stehen bei der 2030 Agenda die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit im Zentrum: Ökologie, Wirtschaft, Soziales und gute Regierungsführung (good governance). Als globales Rahmenwerk gibt die Agenda 2030 also nicht nur die künftige Entwicklungspolitik vor, sondern nimmt alle Länder – und in den Ländern alle Menschen in ihren verschiedenen professionellen und privaten Rollen – in die Pflicht, in ihrer Einflußsphäre auf Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung hinzuarbeiten, einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu pflegen und gerechtere gesellschaftliche Verhältnisse zu schaffen. Teil der Agenda ist, dass alle Länder jährlich über die Fortschritte berichten müssen.

Dass heute – zeitlich gleichzeitig – in Washington China und die USA ein gemeinsames Umweltprogramm vorgestellt haben, dass China einen 5 Jahresplan für Umweltverbesserungen vorstellte und China für die kommende Präsidentschaft der G20 Gruppe „Umwelt“ als Thema wählte, ist für mich auch Ausdruck, dass dieses Mal etwas anders ist – die Aufbruchstimmung ist mit Händen zu fassen, die Menschen sind von gutem Willen getragen: Ich spüre zutiefst, wir werden die größte gesellschaftliche Reform auf globaler Ebene schaffen. Die Tatsache, dass ich mit der Arbeit meiner Stiftung einen winzigen Teil zur 2030 Agenda beitragen durfte, freut mich von Herzen.

Das Motto der früheren ESSO Reklame gilt heute für uns alle: Es gibt viel zu tun, packen wir´s an.

Für gemeinsame Ziele zusammenarbeiten

Post-2015_Time_for_Global_Action_Banner

Bukova Sachs Amina KML

 

 

 

 

 

Irina Bukowa, Director General UNESCO, Jeffrey Sachs, Sonderberater des UNO Generalsekretärs für die Millennium Development Ziele, Amina J. Mohammed, Sonderberaterin des UNO Generalsekretärs für die 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung und Klaus Leisinger, Präsident der Stiftung Globale Werte Allianz.

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